„80% der Anlagen müssten ersetzt werden“

Die Fusion mit Gegenbauer hat Apleona im infrastrukturellen Facility-Management deutlich gestärkt. Das wirkt sich positiv auf integrierte Verträge aus. Durch Übernahmen wächst zudem der Bereich Gebäudetechnik.

Technisches Facility-Management und integrierte Verträge sind die größten Treiber für den deutschen FM-Markt. Davon ist Apleona-CEO Jochen Keysberg überzeugt und erwartet 2024 für diesen ein Wachstum von 5% bis 6%. Über sein Unternehmen sagt er beim Besuch bei der Immobilien Zeitung: „Wir haben immer den Anspruch, etwas über dem Markt zu wachsen.“ Angepeilt und auch erreicht worden sei bei Apleona ein rein organisches Wachstum von mehr als 10%.

„In diesem Jahr werden wir die 4-Mrd.-Euro-Marke knacken“

Durch die 2023 vollzogene Fusion mit Gegenbauer ist Apleona zum stärksten deutschen Facility-Manager geworden (siehe „Apleona ist die neue Nummer 1“, Seite 1) . Der Umsatz in der Bundesrepublik betrug vergangenes Jahr rund 2,75 Mrd. Euro. International lag die Gesamtleistung Keysberg zufolge bei etwa 3,6 Mrd. Euro. „In diesem Jahr werden wir die 4-Mrd.-Euro-Marke knacken“, schaut er voraus.

Zuletzt hat Apleona große internationale Firmen als Kunden gewonnen. Dazu gehört der Logistiker Fedex. Für ihn betreut der Dienstleister in 17 europäischen Ländern von Irland bis Bulgarien 380 Objekte, darunter große Verteilzentren. „Viele Logistiker sind in den letzten Jahren stark gewachsen und haben Zuverlässigkeitsprobleme mit ihren Immobilien bekommen“, sagt Keysberg. Wenn etwa Tore oder Rampen nicht funktionieren, könne das gravierende Folgen für das Geschäft haben. „In den Verträgen geht es nicht darum, dass wir zweimal im Jahr eine Wartung vornehmen. Vielmehr müssen wir die Verfügbarkeit garantieren.“

“Durch den Zusammenschluss mit Gegenbauer kann Apleona viele infrastrukturelle Aufgaben jetzt deutschlandweit in besserer Qualität in Eigenleistung erledigen”

Ähnlich ist die Situation bei großen Pharmaunternehmen. Hier sei technische Expertise besonders wichtig, weil die Herstellungsprozesse von Medikamenten so teuer sind. Apleona ist zwar nicht für Produktionsanlagen, aber für die Produktionsumgebung verantwortlich. „Wenn die Temperatur um 5°C abfällt, kann das einen Millionenschaden verursachen“, erklärt Keysberg.

Durch den Zusammenschluss mit Gegenbauer kann Apleona viele infrastrukturelle Aufgaben jetzt deutschlandweit in Eigenleistung erledigen. Neben Reinigung geht es dabei besonders um Sicherheit. Gerade in „kritischen Umgebungen“ werde das von Kunden sehr geschätzt, berichtet Keysberg. „Natürlich können wir die Qualität besser bestimmen, wenn wir keinen Subunternehmer haben.“

Aber auch die „technische Lieferfähigkeit“, bei der Apleona traditionell stark ist, wurde dank Gegenbauer noch einmal verbessert. Hier sei ein dichtes Netzwerk an eigenen Standorten und Mitarbeitern entscheidend für Effizienz und Flexibilität. Die Fusion sei langfristig vorbereitet worden, was sich jetzt auszahle. „Wir haben durch den Zusammenschluss nicht einen Auftrag verloren“, betont Keysberg. Vielmehr sei viel positives Feedback von Kunden gekommen. So wurden Aufträge zusammengelegt, wo Apleona und Gegenbauer für ein Unternehmen an denselben Standorten verschiedene Teilleistungen erbracht hatten.

“Aber auch die technische Lieferfähigkeit, bei der Apleona traditionell stark ist, wurde dank Gegenbauer noch einmal verbessert”

Daneben hat Apleona zuletzt international zugekauft und plant das weiter zu tun. Dafür nennt Keysberg zwei Hauptmotivationen. Einerseits gehe es darum, die Lieferfähigkeit für internationale Kunden in Europa zu verbessern. Andererseits strebt Apleona in einigen Ländern, ähnlich wie in Deutschland, die Marktführerschaft an. Das ist in Irland der Fall, wo der Dienstleister im technischen und integrierten FM einen Umsatz von rund 200 Mio. Euro macht und damit Keysberg zufolge inzwischen die Nummer 1 ist.

Hierzulande hat Apleona vor kurzem die auf Gebäudetechnik spezialisierte Diehl-Gruppe übernommen. „Wir gehen stark davon aus, dass die Nachfrage nach gebäudetechnischen Maßnahmen im Zuge der Dekarbonisierung des Immobilienbestands enorm ansteigen wird“, sagt Keysberg. Zunächst würden für viele Kunden Transparenz, Monitoring und ein optimierter Betrieb im Vordergrund stehen. Allein damit sei es im Bereich Heizung Klima Lüftung möglich, den CO2-Ausstoß um 30% zu reduzieren. Gleichzeitig könne hier pro investiertem Euro am meisten CO2 gespart werden.

„Wir gehen stark davon aus, dass die Nachfrage nach gebäudetechnischen Maßnahmen im Zuge der Dekarbonisierung des Immobilienbestands enorm ansteigen wird“

Bei kleinen Investitionen, etwa in intelligente Thermostate, sei dieses Verhältnis ebenfalls noch relativ gut. Für weitere Einsparungen seien aber größere Investitionen notwendig, zum Beispiel in den Austausch einer Lüftungsanlage. In den von Apleona betreuten Gebäuden sind laut Keysberg rund 80% der Anlagen mindestens 18 Jahre alt. Sie müssten eigentlich „morgen ausgetauscht“ werden. Das werde zwar nicht passieren, „aber wir werden an die Kunden herantreten und Vorschläge machen.“ Der Dienstleister hat alle Anlagen digital aufgenommen. Anhand der Daten kann festgestellt werden, wo die Hauptverbraucher sind und was als Erstes ausgetauscht werden sollte.