„Transparenz und Technologieoffenheit sind Schlüssel für jede ESG Strategie“

So schwierig die aktuelle Situation bei der Energieversorgung und den Kosten dafür ist: Welchen Schub kann sie dem Klimaschutz im Gebäudebestand geben?
 

Neben den hohen Energiekosten setzen die neuen gesetzlichen Anforderungen, etwa die Kurzfristenenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung, die zum 1. September in Kraft getreten ist, viele Kunden auch unter konkreten Handlungsdruck. Wenn Sie so wollen: ein Doppel-Push. Seit den Sommerferien sehen wir nicht zuletzt deshalb quer über alle Kundenindustrien und Nutzungsarten hinweg eine deutlich gestiegene Nachfrage nach kurz- und mittelfristigen Lösungen für die Energieverbrauchsoptimierung im Bestand.

Nach welchen Maßnahmen und Services hat sich die Nachfrage erhöht – und wie gehen Sie dabei vor?
 

Momentan stehen bei den meisten Kunden eine Rapid-Analyse von Gebäuden und deren Verbräuchen sowie der jeweiligen HKL-Anlagen im Vordergrund. Auf deren Basis schlagen wir den Kunden dann ein ganzes Paket von kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen vor. Dabei gilt der Dreiklang: Gebäude, Technik und Verbräuche analysieren, Kosten-Nutzen-Transparenz für effektive Sparmaßnahmen schaffen und auf dieserBasis dann kurz- und mittelfristige Lösungsansätze umsetzen. Neben den erheblichen Einsparungen an Energie und CO2 gewinnt der Kunde zudem Planungszeit für langfristig angelegte Strategien, die deutlich komplexer sind und einen hohen Investitionsbedarf haben.

Was schlagen Sie Ihren Kunden konkret als kurzfristig umsetzbare Maßnahmen vor?
 

Das reicht von Kampagnen zu angepasstem Nutzerverhalten in den Gebäuden, der Verbesserung der Grundeinstellung der HKL-Anlagen über die Modernisierung einzelner Komponenten bis hin zum Einsatz unserer intelligenten, digitalen und technisch voll ausgereiften Lösungen für die Energieoptimierung im Bestand, zum Beispiel Recogizer. All diese Maßnahmen haben den Charme, schnell bei vergleichsweise geringen Kosten umsetzbar zu sein und sich aufgrund der zu erzielenden Einsparungen von bis zu 30% auch schnell zu amortisieren. Einige Kunden setzen mit unserer Hilfe auch Workplace-Optimierung um, d.h. sie schließen Flächen oder auch ganze Gebäude durch die Verdichtung bzw. Verringerung der Zahl der Arbeitsplätze.

Das eine sind schnelle Reaktionen, das andere langfristige Strategien zur CO2-Einsparung. Welche Langfristmaßnahmen sollten noch stärker beachtet werden?
 

Hier gilt noch mehr als bei den kurzfristigeren Maßnahmen eine gründliche Analyse und unternehmerische Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses, noch dazu, wo es keine Patentlösungen für das ganze Portfolio geben wird, sondern immer eine individuelle Lösung für den jeweiligen Standort gefunden werden muss.

Für den Retrofit eines einzelnen Gebäudes ist vielfach die Kombination aus Wärmepumpe, Flächenheizungen im Boden oder in der Decke sowie der Einsatz von Photovoltaik eine Lösung. Das setzt allerdings eine gute Dämmung des Gebäudes und die baulichen Voraussetzungen für Flächenheizungen voraus. Einen Königsweg gibt es hierfür aber nicht. Deswegen ist mein Rat, auch an den Gesetzgeber, sich nicht zu sehr auf nur eine Lösung festzulegen, sondern technologieoffen zu sein.

Bei großen Standorten oder Quartieren muss man in diesem Zusammenhang sicher zusammen mit allen Akteuren auch über eine gemeinsame Lösung zur Energieversorgung nachdenken, etwa, in dem man vorhandene Abwärme nutzt, selbst grünen Strom produziert oder auf die Kombination mehrerer Lösungen setzt. Darüber steht immer die Frage: Wie erreichen wir gemeinsam am wirtschaftlichsten CO2-Neutralität für unsere Liegenschaften?

Das alles braucht Zeit, insofern plädiere ich immer wieder dafür, sich durch die schon vorhin beschriebenen einfachen, schnell erzielbaren Lösungen die Zeit für die langfristigen, komplexen und kapitalintensiven Maßnahmen zu verschaffen.

Viele Unternehmen müssen sparen in der aktuellen Situation. Bei welchen CO2-Reduktionsmaßnahmen im Gebäudebetrieb sollte man trotzdem keinesfalls den Rotstift ansetzen?


Auf jeden Fall nicht bei der sorgfältigen Analyse der Verbräuche und dem Zustand der Anlagen, denn Daten dazu und deren Aufbereitung schaffen Transparenz, sind der Schlüssel für jede langfristige Strategie und sichern Investitionsentscheidungen ab. Abgesehen davon sind valide Daten ohnehin Pflicht für ein ESG-regelkonformes Reporting und entsprechende Audits.